Laufradbau Erklärt
Ein Rad ist praktisch nur ein rein rundes Stück Aluminium (meistens), fest mit einem anderen Teil verbunden, das das Drehen möglich macht. Wie sich das Rad dreht (und immer weiter dreht) hängt vom inneren Teil ab, welches Nabe heißt. Inwiefern es äußere Kräfte – oder deine verrückte Fahrerei – aushält hängt stark vom äußeren Teil ab. Ja, du hast es dir wahrscheinlich schon gedacht, die Felge.
In anderen Worten, die Stärke des Rads hängt größtenteils von der Felge ab. Felgen gibt es in allen Größen und Formen, jede mit einem bestimmten Verwendungszweck und eigenen Stärken. Allerdings ist die Felge selbst nur ein kleiner Teil der Stärkegeschichte. Was noch wichtiger ist, ist wie die Felge unterstützt wird. Ein Schild das von niemandem gehalten wird ist genauso wie eine ineffiziente Fußmatte – Ich glaube das Sun Tzu das gesagt hat, ich bin mir aber nicht 100% sicher…
Jedenfalls, was ich probiere zu sagen: Die Stärke und Steifheit resultieren zum großen Teil daraus, wie eine Felge durch Speichen mit einer Nabe verbunden ist. Zuallererst braucht man genug Spannung. Ansonsten ist die Felge schon nach der ersten Bodenwelle ein Ei. Allerdings ist es ein häufiger Irrtum, das die Stärke und Steifheit des Rads mit der Spannung zunimmt. Das stimmt so nicht; man sollte genau das richtige Maß an Spannung wählen. Wenn dieser Schwellenwert erreicht ist, hängen Stärke, Steifheit und Lebensdauer von der Verteilung der Spannung auf die Speichen ab. Um zu erklären warum das so wichtig ist, sollten wir uns erst anschauen wie ein Rad aufgebaut ist.
Um ein Rad zu bauen muss man einfach jede Speiche abwechselnd etwas andrehen, bis eine gewisse Spannung erreicht ist. Was man aber merken wird, ist dass die Felge, vor allem bei höheren Spannungen, nicht mehr ganz rund und gerade ist. Es ist einfach unmöglich alle Speichen genau gleich zu spannen, Felgen sind nicht fehlerfrei und Lochbohrungen in Felge und Nabe sowie Speichenlängen sind nicht auf den Nanometer genau perfekt – oh wenn die Welt doch perfekt wäre... Also, manche Speichen brauchen etwas mehr Spannung als andere um die Felge schön rund und gerade zu halten. Gleichzeitig muss die Felge im Zentrum der Nabe liegen, und da die Nabe im Mountainbiking nicht symmetrisch ist, müssen die Speichen auf einer Seite strammer sein als auf der anderen. Das sind alles Faktoren die von Anfang an durchgehend beachtet werden müssen, und wenn du das tust hast du am Ende ein stark (oder hinreichend) gespanntes, rundes und gerades Rad.
Was ich oben für dich beschrieben habe ist grundsätzlich was eine Maschine auch macht. Die Speichen haben genügend Spannung um die Felge zu halten, und die Spannung der Speichen ist so eingestellt, dass sie auch gerade ist. Aber nun stell dir vor dass wir diese Räder nehmen um eine Runde über unsere Lieblingspiste drehen. Wir machen einen kleinen Sprung und landen auf einer Wurzel oder einem Stein. Der Aufprall muss durch den Teil der Felgen und Speichen absorbiert werden, der das Rad in Form hält. Nun stell dir vor, die Speichen die den Schlag absorbieren haben alle eine unterschiedliche Spannung. Zuerst, nachdem das Rad fertiggestellt wurde, war das kein Problem. Auch mit unterschiedlich gespannten Speichen bleibt das Rad gerade und rund. Wenn aber das Rad einem Schlag ausgesetzt wird, müssen die lockereren Speichen bedeutend mehr zusätzliche Spannungen absorbieren als die sowieso schon mehr gespannten Speichen, ganz einfach weil sie’s können. Wenn das oft genug passiert haben die lockereren Speichen irgendwann die harte Arbeit satt, und, ohne dass sie einen Arbeiterbund bilden (da Speichen ganz einfach nicht die Fähigkeit haben, sie sind schließlich Speichen...) fangen sie an zu streiken. Aufgrund dessen werden sie noch lockerer, so locker dass sie sogar brechen können oder das Rad schlägt (nicht mehr gerade und rund ist). Zusätzlich zum Risiko dass das Rad aus dem Lot gerät, und dadurch Widerstandskraft verliert, auch wenn es noch rund ist, ist es nicht so fest wie wenn die Spannung gleichmäßig auf alle Speichen verteilt ist.
Also, das ist genau was ein Radbauer macht. Neben dem konstanten Sicherstellen dass die Felge nicht nach rechts oder links ODER oben oder unten geht, UND dass sie mittig zur Nabe bleibt, versucht man außerdem die Spannung gleichmäßig auf die Speichen zu verteilen. Wie du dir vorstellen kannst sind diese Aufgaben nicht immer vereinbar, was die Arbeit oft sorgfältig und mühevoll machen. Ein Rad ist wie eine Geschichte von welcher man sich alle Charakter merken muss um sie komplett zu verstehen.
Aber es ist sicherlich keine Magie. Man muss sich nur die Zeit nehmen und es gut machen. Und das ist genau was die Handarbeit so wertvoll macht. Es wurde die Zeit genommen um nicht nur ein gutgeformtes Rad herzustellen, sondern auch ein gutgebautes, das du viele Jahre benutzen kannst.